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  • AutorenbildHany Branga

Stricken und Häkeln



Das scheinbar einfache Handwerk des Strickens und Häkelns entfaltet eine faszinierende Welt der Kreativität und Entspannung. Doch weit über die Herstellung von wärmenden Decken, farbenfrohen Schals und kuscheligen Pullovern hinaus, birgt diese traditionelle Handarbeit auch eine erstaunliche Verbindung zu unserem Gehirn. In diesem Text werden wir die einzigartige Beziehung zwischen Stricken, Häkeln und den kognitiven Prozessen des menschlichen Gehirns erkunden. Von der Förderung der Konzentration bis zur Stressbewältigung – die Nadeln und Fäden entfalten nicht nur kunstvolle Muster, sondern auch positive Auswirkungen auf unsere psychische Gesundheit. Tauchen Sie mit ein in die Welt des Handwerks, wo die Magie der Maschen nicht nur in den Händen, sondern auch im Gehirn entsteht.





Die meiste Zeit verbringen wir im Beta-Gehirnwellenmodus, der es uns ermöglicht, uns auf

eine Aufgabe zu konzentrieren, ihr zu folgen und die richtige Reaktion darauf zu bilden. Dies ist eine schnelle Gehirnaktivität, die bedeutet, dass wir aufmerksam und wachsam sind. Wenn wir entspannt sind, wechseln unsere Gehirne in den Alpha-Gehirnwellenmodus. Dies ist ein Zustand der Ruhe, in dem wir uns nicht auf etwas konzentrieren oder fokussieren, was zu einer Reduzierung der Depressionssymptome und einer Steigerung der Kreativität führt. Bei tiefer Meditation gehen unsere Gehirne in noch entspanntere Zustände über, wie Theta und Delta, ähnlich dem Schlaf. Die Kunst der tiefen Meditation besteht darin, in diese Gehirnmuster zu gelangen, ohne tatsächlich einzuschlafen, aber vorerst wollen wir einfach Alpha-Gehirnwellen erreichen.


Leider verursachen Aktivitäten, die wir für entspannend halten, wie Fernsehen, durch soziale Medien scrollen oder sogar Autofahren, tatsächlich Chaos in unseren Gehirnen. Unser Gehirn wechselt ständig zwischen entspannten und wachen Zuständen hin und her, während wir eine Aufgabe erledigen oder einem Drama folgen. Wir haben auch keine Kontrolle über diesen Gehirnprozess, daher können wir uns trotz des Gefühls, entspannt zu sein, müde oder gereizt fühlen, weil wir uns nicht auf unsere Probleme konzentrieren. [1] Das Bewusstwerden, vor allem durch Neurofeedback, ermöglicht es uns, Zustände zu beeinflussen. Das Verständnis dafür, wie Aktivitäten wie Stricken oder Häkeln das Gehirn und unser Wohlbefinden beeinflussen, unterstützt uns dabei, diese Erkenntnisse erfolgreich in den Alltag zu integrieren, insbesondere im Kontext des Neurofeedbacks.

Es ist wichtig zu beachten, dass, wenn wir eine neue Fähigkeit lernen, unser Gehirn im Beta-Modus ist, da wir uns auf eine neue Aufgabe und eine neue Erfahrung konzentrieren und Erinnerungen für die Zukunft erstellen. Die meditativen Vorteile eines Hobbys treten nach diesem Prozess auf, wenn wir erfahrener werden. Daher kann es sein, dass Sie sich als Anfänger beim Häkeln gestresst anstatt entspannt fühlen.[2]


Das Häkeln bietet eine meditative und entspannende Aktivität, die viele positive Auswirkungen auf das geistige Wohlbefinden haben kann. Diese Beschäftigung kann als Form der Meditation betrachtet werden, da es repetitive Bewegungen erfordert. Wiederholtes Häkeln führt dazu, dass der Geist in einen tranceartigen Zustand übergeht, was zu einer Freisetzung von Serotonin führt und das Wohlbefinden verbessert. Dies kann besonders hilfreich sein, um Stress abzubauen und eine entspannte, gelassene Atmosphäre zu schaffen.


Wenn die Person mit dem Häkeln vertraut ist, kann sie sich auf das Wiederholen von Stichen, das Zählen und das Befolgen von Mustern konzentrieren. Dies fördert einen Fokus, der den Geist in den Alpha-Zustand versetzt, was zu einer tieferen meditativen Trance führt. Das tiefe Eintauchen in die meditative Trance beim Häkeln kann zu Entspannung und Schläfrigkeit führen. Es fördert einen ruhigen Geisteszustand.

Häkeln erfordert Konzentration und fördert die Fähigkeit des Gehirns, sich auf eine Aufgabe zu konzentrieren. Dies kann besonders für Menschen mit Gedächtnisproblemen oder Aufmerksamkeitsdefiziten vorteilhaft sein.

Das Endergebnis des Häkelns, sei es eine Decke, ein Schal oder ein anderes handgemachtes Produkt, kann ein Gefühl der Erfüllung und Zufriedenheit vermitteln. Außerdem kann das Teilen dieser Erfahrungen mit anderen in der Häkelgemeinschaft ein Gefühl der Zugehörigkeit und des gemeinsamen Zwecks schaffen.

Das Häkeln kann therapeutisch bei verschiedenen Bedingungen eingesetzt werden, einschließlich ADHS und Demenz. Die beruhigende Natur des Häkelns kann dazu beitragen, Agitation zu reduzieren und Symptome von Depression und Angst zu lindern.


Zusammenfassend bietet das Häkeln nicht nur kreative Ausdrucksmöglichkeiten, sondern auch eine Vielzahl von gesundheitlichen Vorteilen für das geistige Wohlbefinden.[3]

Es gibt einige Gründe, warum Stricken und Häkeln bei Angstzuständen helfen können:

  1. Handbewegungen: Die bilateralen, koordinierten und präzisen Handbewegungen sind anspruchsvolle Arbeit für das Gehirn, und das Überqueren der Körpermitte erfordert noch mehr Hirnarbeit. Dadurch können wir uns weniger auf andere Probleme und Sorgen konzentrieren. Mit anderen Worten, Stricken "lenkt" das Gehirn ab.

  2. Wiederholende Bewegung: Viele Menschen verwenden wiederholende, rhythmische Bewegungen wie Gehen, Schaukeln, Klopfen, Zupfen, Rauchen, Trinken oder Essen, um sich zu beruhigen, wenn sie gestresst oder traumatisiert sind. Es gibt viele Geschichten von Menschen, die einen Angstbewältigungsmechanismus durch Stricken oder Häkeln ersetzt haben. Strickerinnen mit PTBS berichten, dass sie weniger Flashbacks und andere Symptome haben.

  3. Schutzblase: Das Halten der Hände vor dem Körper schafft das Gefühl, eine schützende "Blase" aus persönlichem Raum und Komfort zu haben und ist besonders hilfreich in bedrohlichen oder angstauslösenden Situationen.

  4. Optionaler Blickkontakt: In Strickgruppen ist es völlig akzeptabel, nur dann Blickkontakt aufzunehmen, wenn Sie es möchten. Das gilt auch für Gespräche, obwohl es empfohlen wird, andere bei der Ankunft zu begrüßen und sich beim Verlassen zu verabschieden. Strickgruppen sind sichere Orte, an denen Gespräche über das Stricken oft zu anderen Themen führen: und die Entscheidung, ob man teilnehmen möchte oder nicht, bedeutet, dass man die Kontrolle hat.

  5. Tragbarkeit: Die handwerkliche Arbeit kann fast überall hin mitgenommen werden. Einfach in eine Tasche, Handtasche oder Tragetasche stecken, und eine Lösung ist immer in der Nähe, wenn Symptome von Angst und Panik auftreten. Selbst das Vorstellen der Bewegungen und Gefühle des Strickens können in den meisten Situationen helfen. Ein einfaches (gedankenloses) Projekt eignet sich am besten für Orte mit Ablenkungen; ein neues Muster oder eine neue Technik eignet sich am besten, um den Geist abzulenken und neue Gehirnwege zu schaffen.

  6. Sinneseindrücke: Es gibt so viele schöne Farben, eine Vielzahl von Texturen und weiche, borstige, glatte oder wellige Fasern zur Auswahl. Sie bieten angenehme visuelle, taktile und wahrnehmungsbezogene Rückmeldungen für unseren Körper und unser Gehirn.

  7. Hormonspiegel: Mit wiederholten Bewegungen wird mehr Serotonin freigesetzt, was die Stimmung und das Gefühl der Ruhe verbessert. Nachdem Sie Stricken oder Häkeln gelernt haben, kann es auch die Blutspiegel von Cortisol, dem Stresshormon, senken.


Das Erlernen neuer Fähigkeiten und Bewegungen kann neue neuronale Pfade schaffen und stärken. Indem sie mit der Zeit stärker werden, "ändern wir unsere Meinung", um ruhiger und entspannter zu werden.[4]


Die Genesung von Anorexia nervosa (Magersucht) wird oft durch ängstliche Besorgnisse bezüglich der Kontrolle von Essen, Gewicht und Form beeinträchtigt. Eine Studie untersuchte, ob das Stricken als visuell-räumliche Aufgabe die ängstliche Besorgnis bei Patientinnen mit Anorexia nervosa beeinflusst. 38 Frauen mit Anorexia nervosa erhielten Strickunterricht, und ihre psychischen Zustände wurden bewertet. Die Ergebnisse zeigten, dass das Stricken eine subjektive Verringerung der ängstlichen Besorgnis bewirkte. Die Mehrheit der Teilnehmerinnen berichtete von einer Reduzierung der Intensität ihrer Ängste und Gedanken sowie einer beruhigenden und therapeutischen Wirkung. Ein Großteil empfand Zufriedenheit, Stolz und ein Gefühl von Erfolg. Die vorläufigen Daten legen nahe, dass Stricken stationären Patientinnen mit Essstörungen zugutekommen kann, indem es deren ängstliche Besorgnisse verringert. Weitere kontrollierte Studien sind erforderlich, um diese Ergebnisse zu bestätigen und die Spezifität dieses Effekts zu klären. Das Stricken könnte eine kostengünstige und leicht zu erlernende Ergänzung zur Behandlung von Anorexia nervosa sein.[5]



Eine andere Studie zielt darauf ab, die Vorteile des Strickens für die persönliche und soziale Gesundheit zu identifizieren, als Voraussetzung für die Untersuchung seiner therapeutischen Anwendung. Die Ergebnisse basieren auf einer Online-Umfrage über eine Internet-Strickseite mit 3,545 Teilnehmern weltweit. Hier sind die wichtigsten Ergebnisse:

  • Die Teilnehmer stammen aus einer virtuellen Strickgemeinschaft, mehrheitlich weiße Frauen und regelmäßige Strickerinnen. Sie berichteten häufig, dass sie stricken, um zu entspannen, Stress abzubauen und kreativ zu sein.

  • Es besteht eine signifikante Beziehung zwischen der Häufigkeit des Strickens und dem Gefühl von Ruhe und Glück. Personen, die häufiger stricken, berichteten auch über eine höhere kognitive Funktion.

  • Das Stricken in einer Gruppe hatte einen signifikanten Einfluss auf das wahrgenommene Glück, verbesserten sozialen Kontakt und die Kommunikation mit anderen.


Die Schlussfolgerung lautet, dass Stricken signifikante psychologische und soziale Vorteile bietet, die zum Wohlbefinden und zur Lebensqualität beitragen können. Als eine geschickte und kreative Tätigkeit birgt das Stricken therapeutisches Potenzial, das weiter erforscht werden sollte.[6]


[5] Clave-Brule, M., Mazloum, A., Park, R. J., Harbottle, E. J. & Birmingham, C. L. (2009). Managing anxiety in eating disorders with knitting. Eating and Weight Disorders - Studies on Anorexia, Bulimia and Obesity, 14(1), e1–e5. https://doi.org/10.1007/bf03354620

[6] Riley, J., Corkhill, B. & Morris, C. (2013). The benefits of knitting for personal and social wellbeing in Adulthood: findings from an international survey. British Journal of Occupational Therapy, 76(2), 50–57. https://doi.org/10.4276/030802213x13603244419077

 

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