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  • AutorenbildHany Branga

Wie plane ich die Therapie mit Neurofeedback?


1. Erstgespräch

Während dieses Gesprächs werden konkrete Ziele der Therapie besprochen und nach dem COPM nach Ausführung, Zufriedenheit und Wichtigkeit auf einer Skala von 1-10 eingestuft. Das COPM ist ein klientenzentriertes, betätigungsorientiertes Assessment zur interviewbasierten Erhebung von Betätigungsperformanzproblemen sowie zur Priorisierung und Evaluation dieser Probleme im Rahmen des ergotherapeutischen Prozesses. [1]Dies dient dazu, die subjektive Wahrnehmung des Ist-Zustandes bzw., bei wiederholter Einschätzung nach einer Verordnung, die Entwicklung des Patienten festzuhalten.

Leitfaden Gesprächsführung:

Ø Persönliche Daten: Name, Alter, Händigkeit, Beruf, Interessen

Ø Informationen über sein Vegetativum: Stress, Schlaf, Allergien, häufige Erkrankungen

Ø Informationen über die Sinne: visuell, auditiv, olfaktorisch, propriozeptiv, vestibulär, taktil

Ø Informationen über chronischen Erkrankungen

Ø Informationen über den Arousal (Aktivierungszustand) und über die Selbststeuerung



Im Rahmen dieses Gesprächs wird der Patient zum ersten Mal angeschlossen und die Methode erklärt. Das heißt, dass die Sensoren/Elektroden auf dem Kopf angebracht werden. Hierfür nutze ich die Free-Caps 19-Kanal Silber/Silber-Chlorid Ag/AgCl-Elektroden EEG-Hauben. Ich erwähne folgende Informationen: die Kabel sind eine Einbahnstraße (es wird nur gemessen und nicht stimuliert), durch diese Kabel läuft kein Strom, die motorische Ruhe ist sehr wichtig (der Patient sollte sich körperlich entspannen; den Kopf nicht bewegen, die Kiefermuskulatur soll entspannt gehalten werden, Mund leicht geöffnet, nach vorne schauen), ich kann keine Gedanken lesen.


2. Swingle-Assessment

Zusätzlich wird mittels des Swingle-Assessments eine objektive Einschätzung und EEG-basierte Evaluation durchgeführt. Clinical Q- Swingle Assessment ist eine Assessment-Anwendung, mit einer 1-Kanal referenzielle Montage, die über 5 Punkte aus dem 10-20-System über 6 Minuten Informationen sammelt. Es werden keine Konnektivität-Daten zur Verfügung gestellt. Die Informationen werden mit einer klinischen Datenbank verglichen. Dr. Swingle hat eine Datenbank von über 700 Klienten, bei den er 23 EEG-Werte und Ratios, die zu einem bestimmten Symptom passen, festgestellt hat.


3. BrainMapping – QEEG

Eine wichtige Rolle in der Befunderhebung spielt das QEEG. Dieses Verfahren ermöglicht eine umfassende Diagnostik, die bestimmte Merkmale der Gehirnaktivität darstellen kann. Dafür bietet sich eine Extra-Einheit einzuplanen und das als Privatleistung anbieten, weil die Kosten des Systems und die der Auswertung eine von den Krankenkassen bezahlte Einheit nicht abgedeckt werden können.

Informationen werden über die Frequenzen, Amplituden und die Konnektivität übersetzt in Z-Werte gesammelt. Diese Daten werden mit einer Datenbank verglichen – diese Datenbank erhält Informationen von gesunden unauffällig getesteten Personen. Die Messung wird mit 19 Elektroden durchgeführt.

Die BrainMaps sind graphisch Darstellungen der Hirnaktivität. Diese sind ein wichtiges Puzzleteil in der Entscheidung über die Therapie. Das QEEG-Assessment hilft dem Therapeuten gezielter und damit effizienter in seiner Entscheidungsfindung zu sein.


BrainMap mit NeuroGuide


4. Detailliertes Subjektives Einschätzen der Symptome

Die Eltern/Der Patient (m/w/d) bekommen nach der ersten Therapieeinheit einen Fragebogen zur Einschätzung der Hirnleistung, um symptomorientiert und individuell die Therapie zu gestalten. Diese Checkliste dient der nicht-EEG-basierten Evaluation.

Die Auswertung des symptomorientierten Assessments kann wie folgt aussehen. Die Abbildung 5 zeigt eine Darstellung des Kopfes dorsoventral mit ausgezeichnete Gehirnbereiche. Die Zahlen entstehen durch die Einschätzung des Patienten von Items, die Symptome signalisieren können, und sind ein Durchschnitt von den zu-den-Bereichen-gehörigen Items. Diese subjektive Einschätzung wird auf einer Skala von 1 bis 7 durchgeführt. Das wird von dem Patienten zuhause gemacht. Die Auswertung wird von der Therapeutin in der nächsten Einheit gemacht. Unter der Kopf-Darstellung ist die Auflistung der Items mit der höchsten zur niedrigsten Einschätzung.



Subjective Assessment - symptomorientierte Evaluation


Es bietet sich an, jedes Fragebogen so auswählen, dass es auch gut für die Prozessdiagnostik dienen kann, um die Erfolge verfolgen und quantifizieren zu können.

Die Subjektivität der Fragebögen respektiert die Individualität des Klienten und gibt einen Einblick auf die Veränderung der subjektiven Wahrnehmung der problematischen Situationen.

Basierend auf die Symptome, die EEG-basierte, die nicht-EEG-basierte Evaluation und die wissenschaftlichen Erkenntnisse werden die Trainingspunkte ausgewählt. Danach wird die Therapie spezifisch durchgeführt.


5. Fähigkeiten-orientiertes Training

Die Entscheidung über die Bereiche, die trainiert werden sollten, ist keine leichte. Da ich in der Therapie auch gerne mein clinical reasoning nicht nur symptomorientiert habe, sondern auch Fähigkeiten-orientiert, habe ich in meinem Entscheidungsprozess die MINI-Q Positionen berücksichtigt. In jeden Positionsvorschlag werden 4 Punkte und 6 Verbindungswege empfohlen. Diese Punkte werden effizienterweise mit den Z-Werten trainiert. Bei 4-Kanal Z-Wert-Training werden dadurch circa 248 Parameter trainiert – je nachdem welche Datenbank benutzt wird. Dabei sind es hier die Fähigkeiten im Vordergrund. Damit kann man auch sehr gut die Zielsetzung unterstützen.



1. T3 T4 Fz Cz -Gedächtnis / Planung (Exekutivfunktion)

Diese Position bietet einen primären Zugang zur motorischen Planung der unteren Extremitäten, die sensomotorische Integration sowie die Bildung und Speicherung logischer und emotionaler Erinnerungen an. Zu den sekundären Funktionen gehören die phonologische Verarbeitung, das Hören und die Fortbewegung.

2. F3 F4 O1 O2 -Planung/visuelle Fähigkeiten

Diese Position bietet einen primären Zugang zur motorischen Planung der oberen Extremitäten, motorische Aktionen und visuelle Verarbeitung an. Zu den sekundären Funktionen gehören feinmotorische Koordination, Stimmungsaufhellung, Mustererkennung sowie visuelle Empfindungen und Wahrnehmung.

3. C3 C4 F7 F8 -Handeln/Ausdruck

Diese Position bietet einen primären Zugang zur sensomotorischen Integration und verbalen und emotionalen Ausdruck, motorische Aktionen der oberen Extremitäten, visuelle Empfindungen, verbale/sensomotorische Integration und verbaler/emotionaler Ausdruck an. Sekundäre Funktionen umfassen Alarm- und Beruhigungsreaktionen, Handschrift, Zeichnen und Stimmungsregulierung.

4. P3 P4 T5 T6 -Wahrnehmung/Verständnis

Diese Position bietet einen primären Zugang zur Wahrnehmung und kognitiven Verarbeitung, räumliche Beziehungen, logisches und emotionales Verständnis, Gedächtnis und Wahrnehmungen an. Zu den sekundären Funktionen gehören räumliche Beziehungen, Empfindungen, Berechnungen, multimodale Interaktionen, die Erkennung von Wörtern und Gesichtern sowie die auditive Verarbeitung.

5. Fp1 Fp2 Pz Oz -Aufmerksamkeit/Wahrnehmung

Diese Position bietet einen primären Zugang zur logischen und emotionalen Aufmerksamkeit, Wahrnehmung und visuelle Verarbeitung an. Sekundäre Funktionen sind Planung, Entscheidungsfindung, Aufgabenerledigung, Selbstwahrnehmung, Selbstbeherrschung und Wegfindung.

6. T3 T4 Pz Oz -Gedächtnis/Wahrnehmung

Diese Position bietet einen primären Zugang zur logischen und emotionalen Gedächtnisbildung, Wahrnehmung und visuelle Verarbeitung an. Sekundäre Funktionen sind Planung, Entscheidungsfindung, Aufgabenerledigung, Selbstwahrnehmung, Selbstbeherrschung und Wegfindung.

7. O1 O2 C3 C4 -Visuelle Fähigkeiten/Handlung

Diese Position bietet einen primären Zugang zur visuellen sensorischen Verarbeitung und sensomotorische Integration der oberen Extremitäten an. Zu den sekundären Funktionen gehören Mustererkennung, Wahrnehmung von Farbe, Bewegung, Schwarz/Weiß und Kanten, Alarm- und Beruhigungsreaktionen, Handschrift, logisches und emotionales Gedächtnis und Wahrnehmung.

8. F7 F8 F3 F4 -Planung / Ausdruck

Diese Position bietet einen primären Zugang zum verbalen und emotionalen Ausdruck, motorische Planung der oberen Extremitäten und motorische Handlungen an. Zu den sekundären Funktionen gehören fließendes Sprechen, Stimmungsregulierung und feinmotorische Koordination.

9. T5 T6 Fz Cz -Verstehen / Handeln

Diese Position bietet einen primären Zugang zum logischen und emotionalen Verständnis und Gedächtnis, die motorische Planung der unteren Extremitäten und die sensomotorische Integration an. Zu den sekundären Funktionen gehören Worterkennung, auditive Verarbeitung, Erkennen von Gesichtern und Symbolen, Laufen, Treten und Gehen.


Diese Positionen helfen in der Entscheidungsfindung, weil diese die Anatomie und Physiologie des Gehirns und die Art des Trainings mit den Datenbanken vereinen. Zudem als Ergotherapeutin wähle ich den Ansatz mich auf die Fähigkeiten, die zu einer optimalen Funktion führen, zu konzentrieren. Das bedeutet auch, dass ich die Stärken und Schwächen berücksichtige, wenn ich an den Transfer in den Alltag denke.

[1] Law, M., Baptiste, S., Carswell, A., McColl, M. A., Pollock, N., & Polatajko, H. J. (2015). COPM: Canadian Occupational Performance Measure 5th Editon (B. Dehnhart, S. George, & A. Harth, Übers. 3. Auflage). Idstein: Schulz-Kirchner. [2] Functional Analysis of MINIQ II positions, and Use with Live Zscores A Window to 4channel EEG Assessment and Training - Thomas F. Collura, Ph.D.

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